Warum Gedanken verkaufen?

Warum Gedanken verkaufen

Tübingen, Philosophie & die Tonne

Oft werde ich gefragt: „Herr Vogt, wie kommen Sie denn auf so etwas, wie den Gedanken-Shop?“ Oder es wird behauptet: „Jeder Mensch hat doch seine eigenen Gedanken – warum soll ich denn dann Ihre kaufen?“ Oder: „Das bringt doch nix – jeder kann doch selbst denken, sich eigene Gedanken machen.“

Auf diese Art von Fragen möchte ich gerne antworten.

Zuerst muss ich aber konstatieren, dass der Gedanken-Shop in erster Linie kein kommerzielles Projekt ist. Vielmehr ist er der Versuch einen Weg zu finden, wie man in digitalen Zeiten wissenschaftlich veröffentlichen kann, ohne dass man dazu Fachmagazine benötigt. Der GedankenShop ist in erster Linie also ein wissenschaftliches Projekt zur Veröffentlichung philosophischer Gedanken. Dieses wissenschaftliche Projekt soll aber außerhalb der Universität stattfinden.

Ich habe aber nichts gegen die Universität – ich bin ja selbst an ihr ausgebildet worden (mein Studium habe ich an der Universität Tübingen Philosophie absolviert). Ohne die Bildung dort, wäre es mir niemals möglich gewesen, kompetent und professionell einen philosophischen Gedanken-Shop errichten zu können. Das universitäre Publizieren hat aber ein gewichtiges Problem. Es findet heute faktisch unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Meist sind Beiträge aus Fachzeitschriften nur für ein kleines Fachpublikum reserviert und auf dieses zugeschnitten. Die entsprechenden wissenschaftlichen Zeitungen werden meist nur in kleiner Auflage gedruckt. Deshalb sind sie recht teuer. Das heißt dann wiederum, dass sie nur von den Universitäten (und vielleicht von einigen Liebhabern) gekauft werden. So aber findet man keine Öffentlichkeit. Die Universität dreht sich immer nur um sich selbst. Das soll aber jetzt keine direkte Kritik an ihr sein. Auf eine gewisse Weise ist es ja gut, dass man in der Universität in Ruhe arbeiten kann. Das Problem ist nur, dass die Wissenschaft (und Philosophie) der Universität heutzutage keinen Weg mehr in die Öffentlichkeit findet.

Die Wahrnehmung von Wissenschaft und Philosophie hat in den letzten 50 Jahren rapide abgenommen. Was man in den Medien als „Wissenschaft“ bezeichnet, ist eben keine Wissenschaft (bzw. Philosophie) mehr, sondern ein populistischer Abklatsch von ihr. Das Problem ist also, dass die Wissenschaft oder die Universität gar nicht mehr in den Medien stattfindet. Das ist sehr schade.

Ich will hier nochmals betonen, dass ich hier nicht die Medien im Rundumschlag kritisieren will. Ich will mir lediglich die Frage stellen, warum es so ist, wie es ist. Ich versuche hier wertneutral zu bleiben. Aber Fakt ist eben, dass die Geister der Aufklärung, die die freie Presse erst ermöglicht haben, heute von Ihr untergebuttert bzw. als nicht marktrelevant dargestellt werden. Mit diesen Geistern meine ich die Philosophen der Aufklärung oder andere politische oder gesellschaftliche Publizisten im Weitesten Sinne. Diese Tradition der freien Presse ist irgendwie tot. Wissenschaft – und insbesondere Philosophie – wird nicht als relevant eingestuft. Sie findet deshalb in der Öffentlichkeit gar nicht statt.

Mein Gedanken-Shop ist eben ein Versuch, Philosophie eine Öffentlichkeit zu geben. Interessante philosophische Gedanken sollen hier weitergegeben werden. Er ist eine Mischung aus jugendlichem Entrepreneurship und alter abendländischer Tradition. Auf der einen Seite will ich versuchen, mich von der starren, teuren (wissenschaftlichen) Zeitschrift zu lösen und auf der anderen Seite möchte ich gerne, dass die abendländische Tradition außerhalb der Universität wieder einen Ort findet. Der Internet ist wohl der beste Ort für ein solches Projekt.

Deshalb übergebe ich meine philosophischen Gedanken, die ich mir in meiner Tonne in Tübingen ausgedacht habe, an die Menschen. Sie sollen dem ein oder anderen den Alltag mit etwas philosophischem Pfeffer versüßen. Think professionally!